Gen des Monats Juni: CD55

Mutationen im CD55-Gen haben internationale Wissenschaftler als Ursache für ein autosomal-rezessiv vererbtes Syndrom einer früh manifesten Eiweißverlustenteropathie mit primärer intestinaler Lymphangiektasie, Darmentzündungen und Thrombosen ermittelt.

In ihrer Studie untersuchten die Forscher 11 Patienten, die an Bauchschmerzen und Durchfall litten und eine früh manifeste Eiweißverlustenteropathie mit primärer intestinaler Lymphangiektasie, hypoproteinämischen Ödemen, Malabsorption, und zum Teil Darmentzündungen, rezidivierenden Infekten und Thrombosen aufwiesen. Durch Exomsequenzierung identifizierten sie homozygote Mutationen des CD55-Gens als genetische Ursache für diese von ihnen als CHAPLE-Syndrom bezeichnete Erkrankung. In weiterführenden Analysen an T-Lymphozyten von Patienten stellten die Wissenschaftler fest, dass die Mutationen einen Funktionsverlust des CD55-Proteins bewirken und auf diesem Wege zu einer überschießenden Aktivierung des Komplementsystems, zur Oberflächenverankerung von Komplement und zur Bildung von löslichem C5a führen.

CD55 gehört zu den zahlreichen Faktoren, die das Komplementsystem regulieren, eine komplexe Proteinkaskade, die als Teil des angeborenen Immunsystems Mikroorganismen und Zellen abwehrt. Genetische Veränderungen, die für eine gesteigerte Komplement-Aktivierung sorgen, wurden bereits als Ursache für monogene Erkrankungen wie beispielsweise die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) und das atypische hämolytisch-urämische Syndrom nachgewiesen.

Im New England Journal of Medicine berichten Ozen et al. nun, dass es bei einer isolierten CD55-Defizienz zu einer früh manifesten Eiweißverlustenteropathie infolge primärer intestinaler Lymphangiektasie und Darmentzündungen kommt. Darüber hinaus geben die durchgeführten funktionellen Experimente Hinweise auf einen möglichen Therapieansatz, denn die Verabreichung von Eculizumab, einem das Komplementsystem hemmenden und zur Behandlung der PNH und des atypischen hämolytisch-urämischen Syndroms eingesetzten Antikörper, unterdrückte die C5a-Produktion in Patientenzellen. Dies ist umso interessanter, da in derselben Ausgabe des Journals mit Kurolap et al. auch eine andere Forschergruppe über einen positiven Effekt von Eculizumab bei einer Familie mit dem CHAPLE-Syndrom berichtet.

Ozen A, Comrie WA, Ardy RC, … , Lenardo MJ. CD55 Deficiency, Early-Onset Protein-Losing Enteropathy, and Thrombosis. N Engl J Med. 2017 Jun 28. doi: 10.1056/NEJMoa1615887. [Epub ahead of print]

Kurolap A, Eshach-Adiv O, Hershkovitz T, … Baris HN. Loss of CD55 in Eculizumab-Responsive Protein-Losing Enteropathy. N Engl J Med. 2017 Jun 28. doi: 10.1056/NEJMc1707173. [Epub ahead of print]

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